erlebtes

Wechselgeld

Onkel Crosa ist mit knurrendem Magen unterwegs. Parkplatz zum Glück kein Problem, den edlen Wagen gut verwahrt wissend, hungrig die Metzgerei geentert. Glück gehabt, nur eine Kundin vor mir, und die ist bereits am Zahlen.

Ich schätze sie mal auf Anfang bis Mitte 50. Blonde hochtupierte Haare, Wilde Brille mit extrem breiten, doppelläufigen Bügeln, sehr gepflegt, schon fast zu gepflegt, leichter Hang dazu sich jünger zu trimmen als sie eigentlich ist. Die Freundlichkeit wirkt sehr aufgesetzt, scheint schon fast an Überheblichkeit zu grenzen.

Voller Stolz schüttet Sie den Inhalt ihres Geldbeutels in die hohle Hand. Eine wahre Flut von KupferCentstücken, auch einigen Euros hält sie wie einen Schatz in ihrer zur Kuhle geformten Hand. Der genaue Betrag ist mir entfallen, definitiv ein sehr krummer Betrag. Der ungerade Geldbetrag scheint sie gerad zu zu animieren das Geld im Zeitlupentempo ab zu zählen. Geldstück für Geldstück wandert in die hingehaltene Hand der Fleischfachverkäuferin. Nein, es wird nicht in der Hand vorgezählt, nein, nein, weiter wandert ein Centstück nach dem anderen in die Hand der Angestellten.

Als würde sie ein vorher mühsam einstudiertes Bühnenstück ruiniert abspielen lässt sich die herausgeputzte Erbsenzählerin nicht davon abhalten mit gerade diebischer Freude ein weiteres 2 Centstück in die schon langsam schwer am Arm hängende Hand der Verkäuferin wandern.

Ich gehe in mich und überlege ob mir der immerhin schon fast 3 stündige Nahrungsentzug bereits Halluzinogene Streiche spielt und ich die schier endlose Szene nur träume. Doch der mehr als genervte Augenaufschlag der Verkäuferin zwischen zwei einzelnen übergebenen Centstücken lässt mich die Wahrheit erkennen.

Und dann ist es auch schon geschafft. 2 gefühlte Stunden später verschwindet die mächtige Münzensammlung wieder im Geldbeutel der Kundin und ich bin endlich an der Reihe.

8.04 EUR kosten meine 9 fränkischen kulinarischen Spezialitäten.(besser bekannt als Broadwürschd) Ich greife in meine Tasche, sichte mein Kleingeld und entscheide mich sofort dazu den Geldbeutel zu zücken um mit einem 10er zu bezahlen. Die junge sehr nette Verkäuferin grinst mich an und sagt voller Überzeugung mit einem gewinnenden Lächeln:

„Stimmt so“ und ein 2 Euro Stück fällt in meine aufgehaltene Hand….

12 Comments

  • Christin

    Hmmm… Viele Menschen meinen dieses Abzählen von einzelnen Geldstücken eigentlich nett.
    Natürlich nervt das so ziemlich jeden, der dahinter ansteht, den Satz „Haben Sie’s nicht vielleicht kleiner? Ich kann nicht mehr wechseln.“ möchte aber auch keiner so richtig hören.

    Wirklich aufregen könnte ich mich nur, wenn jemand seinen Einkauf im Wert von 7,22€ mit einem Fünfziger bezahlen muss, weil er es „nicht kleiner hatte“. Das sind dann nämlich meistens auch die, die sich das Wechselgeld von der Kassiererin dreimal vorzählen lassen – was in der Regel sogar noch länger dauert, als wenn Omi ihre Centstücke einzeln über den Tresen schiebt.

  • Ronnie

    Ah, das hat mich zu meinem Nebenjobzeiten an der Tanke immer genervt. Ne riesengroße Schlang von Leuten und ein Hirni will passend geben. Sobald ich gesehen habe, dass der Kunde „mitdenkt“ und passend bezahlen will, habe ich immer schnell abkassiert und Centgenau herausgegeben.

    Kleingeld hat so eine Kasse immer und nett fand ich es selten. Die Leute kommen dann immer so gönnerhaft rüber.

    Ach, diese Menschen…

  • crosa

    @el-flojo
    Die hast du immer genau dann vor dir wenn du es eilig hast….

    @christin
    passend zahlen ist ja ok, aber das geht auch zügiger und weniger theatralisch

    @ronnie
    hihi, ja das ist auch kewl, er ist noch beim sortieren seiner Münzen und du hälst im seine Wechselgeld schon hin ^^

    @thea
    ja, aber ich legs gleich auf die seite und verjuble es nicht auf einmal ^^

    @ela
    sowas nervt…

  • schneegespenst

    Das ist nervig. manchmal zähle ich auch mein Kupfergeld ab, wenn der Geldbeutel kurz vorm platzen ist. Aber dann geht das eigentlich immer ganz schnell 🙂 Ich bin für den bargeldlosen Zahlungsverkehr! Wenns geht immer mit Karte

  • glühwürmchen

    Gröhl! Herrlich geschrieben! …augenwisch…
    Was hätte Onkel Crosa bloss eingetragen, wenn es diese lahmen Pfennig…äh…Centfuchser nicht gäbe…

    So gesehen: Ein vorlachenatemloses Dankeschön an MissBlondtoupiert 😉

  • Crosa

    @schneegespenst
    alles was kleiner als 50Cent ist fliegt abends in die Sparkatze. Der Rest kommt wieder in die Hosentasche.

    @glühwürmchen
    hast eigentlich recht, hätte sie das nicht gemacht, hätte ich mich nicht am texten versucht und es hätte nur wieder fotos gegeben. vielelicht sollte ich dort öfter einkaufen ^^

  • emily

    wirklich schlimm finde ich es, wenn unsere älteren mitbürger so etwas in der mittagszeit tun … genau dann, wenn die arbeitende bevölkerung ganz schnell einen nachschub an essbarer energie braucht.

  • crosa

    oh ja, 100% agree. 30 Minuten Mittagspause, 10 min hin, 10 min zurück, und dann 3x hintereinander sowas an der Kasse, da kracht der Magen durch..

  • hilli

    sehr schön geschrieben crosa 🙂 in meiner tanke habe ich auch solche spezialisten, meistens sind es ältere leute und meinstens nervt es ziemlich, weil die schlange dahinter immer größer wird! mein blick gleitet dann immer nur zu den anderen und ich lächle, versuche mir nicht anermeken zu lassen, dass ich es gern etwas schneller hätte, denn irgendwie denk ich mir, dass das menschlein da vor mir es ja nur gut meint, bzw. auch froh ist, wenn es das ganze kleingeld loswerden kann. mir ist dann auch egal, ob die anderen genervt gucken… der unterschied zwischen deiner situation und meiner liegt wohl nur darin, dass du hunger bis unter die arme hattest und die leute in der tanke bloß ihren sprit bezahlen wollen… sonst finde ich es nämlich eigentlich schade, dass wir menschen immer so in zeitdruck sind…

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